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Das kulturelle Erbe von Iringa

Zu Besuch im Iringa Boma Museum

Ein Gespräch mit Jan Küver

Jan Küver ist Direktor von fahari yetu, einer Organisation, die das kulturelle Erbe der Region Iringa erhalten und für den Tourismus erschließen will. 2016 hat fahari yetu das Museum und Kulturzentrum Iringa Boma eröffnet, in einem hierfür restaurierten früheren deutschen Kolonialgebäude.

Jan, Ihr habt in Iringa ein Museum zu Kultur und Geschichte der Region eröffnet. Hast Du ein Lieblingsstück in Eurer Ausstellung?

Der Zahn des Chief Mkwawa. Von 1891-1898 gab es in Iringa Krieg zwischen den deutschen Kolonialtruppen und der Volksgruppe der Hehe. Nach langen Kämpfen mussten sich die Hehe letztlich geschlagen geben und ihr Chief Mkwawa nahm sich das Leben. Die Deutschen schnitten der Leiche den Kopf ab und schickten ihn nach Deutschland. Der Hauptmann der Truppe in Iringa brach sich einen Zahn als Talisman heraus, welchen seine Nachkommen über 100 Jahre in Deutschland aufbewahrten. Von Schuldgefühlen geplagt, gaben sie den Zahn 2014 in einem Akt der Versöhnung an die Familie Mkwawa zurück. Wir hoffen, dass sie ihn uns eines Tages für unsere Ausstellung überlassen.

Kannst du den Weg des Besuchers oder der Besucherin durch die Ausstellung beschreiben?

Besucher kommen als Erstes durch den Innenhof auf das imposante Gebäude zu, das frühere deutsche Militärhospital. Die Ausstellung selbst hat fünf Räume: 1. Geschichte Iringas. Darstellung der Region von vorkolonialer Zeit bis heute. 2. Lokaler Glaube und Heilmethoden. Fotoausstellung zum Erbe traditioneller Heiler und ihrer Rolle im Iringa von heute. 3. Vom Land auf den Teller. Ethnographische Ausstellung zum traditionellen Zyklus von Landwirtschaft und Jagd in Iringa. 4. Interaktive Objekte. Lokale Kultur ausprobieren und Bilder machen. 5. Iringa Entdecken. Lust machen auf weitere touristische Attraktionen in Iringa, z.B. Steinzeitstätte von Isimi-la oder der Ruaha Nationalpark.

Was macht Ihr noch außer der Ausstellung?

Ganz wichtig ist uns die Einbindung der lokalen Gemeinden von Iringa in die Nutzung des Erbes. Für Kin-der haben wir Bildungsprogramme zu Geschichte und Kulturgut in den Schulen der Stadt durchgeführt. Wir fördern lokale Initiativen von Musikern, Künstlern und Kunsthandwerkern. Auf unserem Dachboden haben wir Werkstätten für diese Gruppen eingerichtet, und der Konferenzraum und Arkadengang werden zur Galerie umfunktioniert. Auf regelmäßigen Kulturveranstaltungen an der Boma können sie ihre Produkte anbieten und vermarkten. Natürlich gibt es an der Boma auch ein Café, in dem sich Besucher stärken und entspannen können.

Was bedeutet eigentlich Boma?

Boma is ein Suaheli-Wort für Gehöfte oder Befestigungsanlagen, die die Menschen in Ost-Afrika früher zum Schutz vor wilden Tieren errichteten. Die Deutschen haben das Wort in der Kolonialzeit dann für ihre Militärstationen und Verwaltungsbauten übernommen.

fahari yetu heisst soviel wie „unser Stolz“. Was steckt dahinter?

Wir wollen Kulturerbe erhalten, nutzen und weiter entwickeln. Dafür ist es nötig, den Stolz auf die Herkunft in der Bevölkerung zu stärken. In Tansania wurde dieser Stolz durch den Kolonialismus untergraben, alles Althergebrachte galt als schlecht und sollte durch einen modern way of life ersetzt werden. Unsere Arbeit soll den Menschen zeigen, dass sie Kraft aus ihrer Herkunft schöpfen können für die Herausforderungen des modernen Lebens.

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Petra Mannsfeld

Petra Mannsfeld

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+49 351 31207-248 p.mannsfeld@diamir.de

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