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Massai im Spannungsfeld der Moderne

Ein Jahr in der Zeitenwende

Ngabobo: 21 Jahre als Massai-Krieger – Eine Lebensreise der Mutprobe und Gemeinschaft

Im Jahr 2016 erlebte Ngabobo eine bedeutende Phase in seinem Leben. In den vergangenen 21 Jahren hat er zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Alles begann im Jahre 1995 mit der E Unoto-Zeremonie, die einen Test für Mut, Hörigkeit, Stärke und Ausdauer darstellte, darunter auch die traditionelle, schmerzhafte Beschneidung ohne Betäubungsmittel. Über 21 Jahre hinweg war es seine Verantwortung, gemeinsam mit seinen Altersgenossen das Dorf zu verteidigen. In dieser Zeit heiratete er drei Frauen und wurde Vater von acht Kindern. Er genießt heute hohes Ansehen in seiner Gemeinschaft und ist ein angesehener Mann geworden. Ngabobo ist Massai.
© Uwe Jeremiasch

Die Wandlung der Massai: Von nomadischen Kriegern zu Halbnomaden im modernen Zeitalter

Die Vorfahren von Ngabobo kannten keine Grenzen. Als Nomaden führten sie ihr Vieh durch die weiten Savannen Ostafrikas und betrachteten jeden Grashalm, der ihre Rinder ernährte als ihre Heimat. Ihr Ruf als Krieger verbreitete sich weit, doch die Zeiten haben sich drastisch geändert. Ab 1904 wiesen die deutschen Kolonialherren ihr traditionelles Wohngebiet als Siedlungsfläche aus. Die Massai wurden von Rinderpest, Hungersnot und Dürre stark dezimiert. Seit den 1960er Jahren haben die strikten Restriktionen der neu geschaffenen Naturschutzgebiete wie der Serengeti und das Ngorongoro-Schutzgebiet den Massai ihren Lebensraum genommen. Zudem schränkt die Bürokratie ihre Selbstbestimmung stark ein. Die Massai wurden in ein Leben als Halbnomaden gezwungen. Ngabobo lebt mit einem tansanischen Ausweis, arbeitet in einem herkömmlichen Beruf, trägt Turnschuhe und besitzt ein Handy. Dennoch trägt er mit stolz die Shouka, den traditionellen Umhang der Massai.

Tradition und Wandel: Das unverkennbare Leben der Massai-Hirten zwischen Savanne und Moderne

Die Massai-Hirten sind unverkennbar an ihren wehenden Umhängen zu erkennen, die sie stets umgeben von großen Herden von Rindern und Ziegen tragen. Zwischen der Serengeti und dem Kilimanjaro leuchten sie in der braunen Savanne. Die verbreiteten Karomuster in Rot, Schwarz und Blau, sowie der charakteristische Stock, den die Massai-Männer tragen, sind markante Merkmale. Der Schmuck, oft bestehend aus hunderten kleinen Perlen, schmückt die Gelenke und Hälse sowohl von Frauen als auch von Männern und ist ein klares Erkennungszeichen. Im Massaidorf leben die Bewohner seit Urzeiten mit ihrem Kleinvieh in schlichten Lehmhütten, die aus Kuhdung gefertigt sind. Nachts werden die Rinder in das von Dornen umzäunte Dorf getrieben. In den nahezu dunklen Hütten, auch Bomas genannt, brennt ständig ein rauchendes Feuer, das Mücken fernhält und zum Kochen genutzt wird. Es gibt kaum Möbel oder Wandschmuck. Frauen und Kinder schlafen auf Rinderfellen eng beieinander, während die Männer entweder bei ihren Frauen oder bei Altersgenossen übernachten. Diese Lebensweise, die eine hohe Säuglingssterblichkeit ausgleichen soll, hat jedoch zur schnellen Verbreitung von HIV beigetragen.
Wanderung am Lake Natron

Massai-Lebensweise: Zwischen alten Traditionen und neuen Herausforderungen

Die Hauptnahrungsquelle der Massai sind nach wie vor ihre Tiere. Das Blut der Rinder wird täglich als Nahrung (saroi) mit Milch gemischt. Jede Kuh wird um etwa ein bis zwei Liter Blut erleichtert, indem die Halsvene aufgeritzt wird. Die Kuh bleibt jedoch am Leben. An Feiertagen ergänzt Fleisch den Speiseplan, während an normalen Tagen mittlerweile auch Reis, Mais und Gemüse verzehrt wird. Für Ngabobo markiert das Jahr 2017 einen neuen Lebensabschnitt. Als Mitglied des Ältestenrats seines Dorfes darf er nun gemeinsam mit seiner Familie essen und sogar Alkohol trinken. Allerdings gibt es neue Regeln für den jungen Massai-Krieger, die nicht mehr für die Älteren gelten. Ngabobo hat nun mehr Freiheiten, ist aber in wichtigen Angelegenheiten des Dorfes um Rat gebeten. Er sorgt dafür, dass die kulturellen Riten eingehalten werden, was keine leichte Aufgabe ist, da spannende Zeiten für ihn und sein Dorf bevorstehen. Mit den neuen, jungen Anführern wird voraussichtlich ein Wandel eintreten. Einige von ihnen haben bereits Schulen besucht und Erfahrungen in der westlichen Welt gesammelt. Der Spagat, den die Massai täglich zwischen ihrer jahrhundertealten Kultur und der modernen Welt erleben, wird von Jahr zu Jahr schwieriger.

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Sandra Wolff

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