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Die geflohene Prinzessin von Sansibar

Sansibar zwischen Exotik und kolonialen Interessen

Eine Prinzessin von Sansibar sollte der europäischen Öffentlichkeit erstmals einen Einblick in das faszinierende Leben im exotischen Sultanspalast gewähren. Diese Prinzessin, von ihrer königlichen Familie verstoßen aufgrund ihrer Liebe, geriet jedoch auch in den Strudel der kolonialen Interessen von Deutschland und Großbritannien. Der Name Sansibar klingt in unseren Ohren wie ein Hauch von tausendundeiner Nacht und weckt Sehnsüchte nach einem tropischen Paradies. Schon allein der Klang des Namens verheißt den Duft von Kardamom, Mangos und Meeresbrise.
Blick auf den Ozean © Lars Eichapfel

Historische Blütezeit und kultureller Reichtum Sansibars

Über viele Jahrhunderte hinweg klang der Name Sansibar jedoch vor allem nach klingenden Münzen. Araber, Inder und Briten kämpften über Jahrhunderte hinweg um die Vorherrschaft auf der Insel. Schon im Jahr 800 hatten die Sultane von Oman und Jemen die Insel als idealen Stützpunkt für Handel mit den Küstengebieten Kenias und Tansanias auserkoren. Nach einer kurzen Phase der Übernahme durch die Seemacht Portugal im Jahr 1500 eroberte der Sultan von Oman die bedeutende Inselgruppe im 18. Jahrhundert zurück und wurde einflussreicher als je zuvor. Zwischen 1840 und 1890 florierten die Geschäfte der Omanis derart, dass der Sultan seinen Regierungssitz nach Sansibar verlegte. Sansibar war das Tor zu Afrika, das den Zugang zu Bodenschätzen und Handelsgütern wie Gold, Elfenbein und Sklaven ermöglichte. Zusätzlich hatte sich der Gewürzhandel, insbesondere mit Nelken, Zimt und Vanille, zu einem profitablen Geschäft entwickelt. Märchenhafte Paläste prägten das Stadtbild der der Altstadt, die auch deutschen Handelsvertretern als Wohnort diente, da Deutschland Ansprüche auf en Archipel erhob. Obwohl die Europäer den anhaltenden Zustrom von Sklaven aus Schwarzafrika kritisierten, akzeptierten sie die Situation aufgrund des verlockenden Gewinns.

Prinzessin Salme und ihr dramatischer Lebensweg

Diese Zeiten sind Gegenstand von Prinzessin Salmes „Memoiren einer arabischen Prinzessin“, veröffentlicht im Jahr 1886. Kein zeitgenössisches Archiv könnte die Ereignisse so authentisch bewahren, wie Prinzessin Salme es in ihren Memoiren beschreibt. Salme, die Tochter des omanischen Sultans und einer seiner Nebenfrauen, wuchs in einem märchenhaften Umfeld auf, vergleichbar mit den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Sie verbrachte eine unbeschwerte Jugend im Harem des Sultans von 1844 bis 1866. Doch als sich die arabische Prinzessin in den Hamburger Kaufmann Heinrich Rudolph Ruete verliebte, war ein Skandal vorprogrammiert. Noch dazu erwartete sie als Mohammedanerin ein Kind von dem ausländischen Christen. Salme gab alles auf und Riskierte im vierten Monat ihrer Schwangerschaft ihr Leben, um aus ihrer exotischen Heimat zu fliehen und ein neues Leben als hanseatische Bürgerin zu beginnen. Die bismarcksche Regierung hatte ihren Traum von einem “Platz in der Sonne“ noch nicht aufgegeben. Jahre später versuchte sie erneut, sich als Kolonialmacht auf der strategisch wichtigen Tropeninsel Sansibar zu etablieren, indem sie die mittlerweile verwitwete und verarmte Prinzessin Emely Ruete, die einst als Sansibarin bekannt war und von den Sansibaris jubelnd empfangen wurde, in ihre Pläne einbezog.
Sonnenuntergang auf Sansibar © Gabriele Voigt

Veränderte Kolonialpolitik und die Rückkehr der Prinzessin

Die deutsche Kolonialpolitik änderte sich jedoch und 1890 wurden die territorialen Ansprüche auf Großbritannien abgetreten. Der Sultan verlor seine Macht und die Prinzessin kehrte zu ihrem einfachen Leben in der kühlen Fremde von Hamburg zurück. In ihren eigenen Worten sprach sie: „Ich verließ meine Heimat als vollkommende Araberin und gute Mohammedanerin und was bin ich heute? Eine schlechte Christin und etwas mehr als eine halbe deutsche.“ Heute haben die Bürger von Hamburg und natürlich auch alle anderen die Möglichkeit, einen Hauch von Leben an den paradiesischen weißen Stränden unter schattigen Palmen zu erleben-ohne die Befürchtung, deshalb von ihrer Familie verstoßen zu werden.

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Heiko Schierz

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